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Klasse I Pestizide
Carlos Latuff / Nachdruck frei

Presse Informationen vom 16. September 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren

BAYER nimmt tödliche Pestizide vom Markt

Erfolg für Umweltverbände / Kampagnen seit den 80er Jahren / „Zwölf Jahre später als versprochen!“

Der BAYER-Konzern hat gestern angekündigt, die Pestizide der höchsten Gefahrenklasse vom Markt zu nehmen (s.u.). Bis Ende 2012 soll der Verkauf aller Wirkstoffe der WHO-Klasse 1 auslaufen.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Ein großer Erfolg für Umweltverbände und Landarbeiter-Organisationen in aller Welt, die seit Jahrzehnten gegen den Einsatz tödlicher Pestizide kämpfen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die BAYER AG ihr Versprechen, die Wirkstoffe der obersten Gefahrenklasse bis zum Jahr 2000 vom Markt zu nehmen, gebrochen hat. Viele Menschenleben hätten in der Zwischenzeit gerettet werden können! Beschämend ist zudem, dass sich der Konzern erst entschloss, diese chemischen Zeitbomben auszumustern, als sie nicht mehr genügend Profit abwarfen.“

Die CBG hatte einen Offenen Brief an den BAYER-Vorstand geschrieben, der von 200 Organisationen aus 40 Ländern unterstützt wurde. Mehrfach forderten Aktivisten in der Hauptversammlung des Konzerns einen Verkaufs-Stopp für alle Klasse 1-Pestizide.

Mit einem Weltmarktanteil von rund 20 % ist die Firma BAYER CROPSCIENCE der zweitgrößte Pestizidhersteller der Welt. In seinem Geschäftsbericht von 1995 hatte der Konzern angekündigt: „Mit einem Drei-Punkte-Programm haben wir uns hinsichtlich Forschung, Entwicklung und Vertrieb der Pflanzenschutz-Produkte klare Ziele für die kommenden fünf Jahre gesetzt. So werden wir die eingesetzte Produktmenge je Anwendung noch weiter reduzieren und Produkte der WHO - Toxizitätsklasse 1 schrittweise durch Präparate mit geringerer Giftigkeit ersetzen.“ Dennoch blieben auch nach dem Jahr 2000 Klasse 1-Wirkstoffe wie Thiodicarb, Disulfoton, Triazophos, Fenamiphos und Methamidophos im Portfolio von BAYER.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt die Zahl der jährlichen Pestizidvergiftungen auf 3 bis 25 Millionen. Mindestens 40.000 Fälle pro Jahr verlaufen tödlich, bei einer hohen Dunkelziffer. Rund 99% aller Pestizid-Vergiftungen treten in den Ländern des Südens auf. Die Wirkstoffe der obersten Gefahrenklasse sind für einen Großteil der Gesundheitsschäden verantwortlich.

Die CBG fordert zudem einen weltweiten Verkaufs-Stopp des Herbizids Glufosinat („Liberty“). Der Wirkstoff ist als reproduktionstoxisch klassifiziert und verursacht Missbildungen bei Föten. Glufosinat gehört zur Gruppe von 22 Pestiziden, die nach der neuen EU-Pestizidgesetzgebung vom Markt verschwinden sollen. Erst vor wenigen Wochen verzichtete der Konzern auf den Verkauf von Liberty in Deutschland. Dennoch weihte BAYER vor zwei Jahren in Hürth bei Köln eine neue Produktionsanlage ein, um den Export in Länder außerhalb der EU zu forcieren – nach Ansicht der CBG ein „klassischer Fall doppelter Standards“.

weitere Informationen:
· Herbizid Glufosinat sofort vom Markt nehmen!
· Aktionen gegen Bayer-Pestizid Endosulfan erfolgreich
· 154 Organisationen fordern von Bayer: Stopp hochgiftiger Pestizide!
· Indien: Gefährliche Pestizide sofort vom Markt nehmen!
· Bienensterben durch BAYER-Pestizide

Presse-Information des Pestizid Aktions-Netzwerks (PAN)
19. September 2011

BAYER Pestizidpolitik: ein großer gefährlicher Rest bleibt

Bayer CropScience hat angekündigt, die Vermarktung von Pestiziden der WHO-Klasse 1 zu beenden. PAN Germany begrüßt diesen Schritt und weist darauf hin, dass damit nur ein kleiner Anteil der gefährlichen Bayer-Pestizide beseitigt werden soll.

In einer Presse-Information des Konzerns Bayer CropScience vom 15.9.2011 heißt es, dass Bayer CropScience alle verbliebenen Insektizide der WHO-Klasse 1 bis Ende 2012 auslaufen lassen will. PAN Germany ist erleichtert, dass dies endlich geschieht, nachdem Bayer vor über anderthalb Dekaden im Geschäftsbericht 1995 schrieb: "So werden wir (…) Produkte der WHO-Toxizitätsklasse 1 schrittweise durch Präparate mit geringerer Giftigkeit ersetzen." PAN und PAN-Mitgliedsgruppen hatten immer wieder die Umsetzung dieser Ankündigung eingefordert, damit Vergiftungen durch diese Pestizide endlich verhindert werden.

Carina Weber, Geschäftsführerin von PAN Germany: "Dieser Schritt von Bayer ist überfällig und nicht ausreichend. Auch weiterhin können Menschen und Ökosysteme durch hochgefährliche Bayer-Pestizide geschädigt werden, weil Bayer nur Insektizide der WHO Klasse 1 vom Markt nehmen will."

Recherchen von PAN Germany zufolge, die in der Zeit vom 10.6.2011 bis zum 8.7.2011 durchgeführt wurden, bietet Bayer CropScience nicht nur Insektizid-Wirkstoffe der WHO-Klasse 1 an, sondern auch andere gefährliche Pestizide wie z.B. Herbizide und Fungizide. Zudem haben Pestizide mehr negative Eigenschaften als nur die akute Giftigkeit, wie sie in der WHO-Klasse 1 überwiegend erfasst wird. Langzeitwirkungen von Pestiziden werden in der WHO-Klasse 1 bisher nur in Einzelfällen berücksichtigt.

Laut PAN-Recherche hat Bayer CropScience auf seinen Websites in dem genannten Recherche-Zeitraum über 64 hochgefährliche Pestizid-Wirkstoffe zum Kauf angeboten - nur bei 9 dieser Wirkstoffe handelt es sich um Insektizide der WHO-Klasse 1. Weitere 14 Bayer-Insektizide sind jedoch aufgrund ihrer möglichen Langzeitwirkungen wie Krebs oder Geburtsschäden hochgefährlich.

Carina Weber: "Angesichts der geringen Anzahl hochgefährlicher Pestizide, die Bayer vom Markt nehmen will, muss Bayer noch erheblich nacharbeiten, um das Portfolio vollständig von hochgefährlichen Pestiziden zu bereinigen. Dies ist aber erforderlich, um die große Anzahl an Pestizid-Vergiftungen endlich zu reduzieren".

15. September 2011, Handelsblatt

Pflanzenschutz: Ende für hochtoxische Insektizide bei Bayer

Bayer trennt sich von allen hochgiftigen Insektiziden. Grund für die Trennung soll der verschwindend geringe Umsatzanteil der Sparte sein. Stattdessen soll das Pflanzenschutzgeschäft mit Innovationen verjüngt werden.

Das Chemie- und Pharmaunternehmen Bayer nimmt alle hochgiftigen Insektizide aus dem Programm seiner Pflanzenschutzsparte. Bis Ende 2012 werde der Teilkonzern BayerCropScience diese Produkte vollständig auslisten, kündigte die Vorstandsvorsitzende, Sandra Peterson, am Donnerstag in Monheim an. Die Insektizide, zu der früher auch das inzwischen verbotene Produkt E605 gehörte, werden von der Weltgesundheitsorganisation WHO als besonders schädlich gewertet. Bayer-Produkte mit dieser Einstufung sollen Peterson zufolge durch moderne, zielgerichtete und umweltfreundliche Substanzen ersetzt werden.
Die hochtoxischen Insektenvertilgungsmittel, die vor allem noch in Ländern der Dritten Welt angewendet werden, haben nach Angaben eines Bayer-Sprechers derzeit nur noch einen verschwindend geringen Umsatzanteil. Kritiker vor allem aus Nicht-Regierungsorganisationen hatten immer wieder einen Verkaufsstopp gefordert.
Peterson kündigte darüber hinaus an, das Pflanzenschutz-Geschäft zu verjüngen, Innovation zu verstärken und die Saatgutgeschäfte auszubauen. Die amerikanische Managerin steht seit einem Jahr an der Spitze von Bayer CropScience. Mit einem Umsatz von 6,8 Milliarden Euro (2010) zählt das Unternehmen neben der schweizerischen Syngenta weltweit zu den führenden Herstellern im Pflanzenschutz, Schädlingsbekämpfung und Saatgut. Das Unternehmen beschäftigt im In- und Ausland 20.700 Menschen.