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Leverkusen

Neues Deutschland, 20. Dezember 2007

Architekturwettbewerb gerät zur Lachnummer

Bayer-Kritiker von Jury zum Sieger gekürt

Dieser Tage hat die Bayer AG im hauseigenen Architekturwettbewerb »Vom Bayer-Werk zum Chemiepark« eine peinliche Schlappe hinnehmen müssen: Zwei Kritiker des Konzerns gewannen den Wettkampf mit einem umweltfreundlichen Projekt.

Das Gesicht des Bayer-Vorstandsvorsitzenden Werner Wenning habe Bände gesprochen, berichten Augenzeugen, als er persönlich den beiden Franzosen Guillaume Tripoteau und Gael Hémon beim hauseigenen Architekturwettbewerb den Preis überreichte. Sie hatten sich mit ihrem Vorschlag zur Neustrukturierung des Bayer-Werksgeländes in Leverkusen durchgesetzt und bekamen dafür mehrere tausend Euro Preisgeld. Auch Tripoteau erklärte hinterher, er sei sich nicht sicher, »ob Werner Wenning damit glücklich war«. In der Jury, die aus Architekten, Hochschullehrern und Künstlern bestand, soll nur der Bayer-Beauftragte den beiden Siegern seine Stimme verweigert haben.

Die Ausstellung der beiden Siegerentwürfe – die beiden Franzosen teilten sich den Preis mit einem deutschen Architekten – wurde nach zwei Wochen wieder aus dem Bayer-Kommunikationszentrum entfernt. Dem Projekt nach sollten zwischen dem Werk und der Stadt Leverkusen 30 Container aufgestellt werden, die eine kritische Ausstellung über die Unternehmensgeschichte von Bayer enthalten. Außerdem prangt auf der Konzernzentrale das Logo der Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG), deren Verbandsbüro dort im obersten Stockwerk angesiedelt ist.

Die Preisträger arbeiteten während der Erstellung ihres Konzeptes eng mit diesem konzernkritischen Verein zusammen. Die CBG hat seit ihrer Gründung 1983 mit zahlreichen Kampagnen auf Missstände in dem Chemie- und Pharmakonzern hingewiesen. Protestiert wurde unter anderem gegen die unmenschliche Behandlung von Arbeitern in ärmeren Ländern. Von Fabio Adinolfi

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